Donnerstag, 2. November 2017

Pays sans Frontière - Land ohne Grenze


Wegweiser in Kröppen auf der Hackmesserseite



Die ehemalige Zollstation in Kröppen

Eine Grenze, die keine Grenze mehr ist. Heute fahren wir hier ohne Kontrollen durch nach Frankreich, ins Bitscherland, und wieder zurück auf die südwestpfälzische Hackmesserseite. deren Name aber durchaus was mit der Nachbarregion zu tun hat.

Die Hackmesserseite liegt südwestlich der Stadt Pirmasens. Der Name entstand in den 1790er Jahren während der Französischen Revolution und gründet sich auf eine regionale Bezeichnung für die Guillotine, die im Volksmund "Hackmesser" genannt wurde.

Am 8. November 1792 kamen mehrere Bürger unter der Führung des Oberförsters Weiß aus der nur vier Kilometer entfernten lothringischen Gemeinde Roppweiler (heute: Roppeviller) zusammen mit zwölf französischen Nationalgardisten nach Eppenbrunn und pflanzten einen Freiheitsbaum oder – wie sie es nannten – einen „Zeugen der Freiheit“. Noch am gleichen Tag zogen die Freiheitskämpfer weiter nach Trulben und pflanzten auch dort einen Baum. Diesem Beispiel folgten die Dörfer Kröppen, Hilst und Schweix am nächsten Tag, Ludwigswinkel wenig später. Die Bürger, die sich „freie Franken“ nannten, erklärten gegenüber dem Oberamt in Pirmasens, sie würden keine Salzsteuer mehr bezahlen und auch an die Darmstädter Obrigkeit „keinen Pfennig mehr entrichten“. 1000 Klafter Holz, die Landgraf Ludwig X. bereits an Holzhändler aus der nahen Stadt Zweibrücken verkauft hatte, teilten die Aufständischen unter sich auf. Sie erklärten die Schultheißen für abgesetzt und vertrieben die herrschaftlichen Jäger und Waldhüter. Die aufrührerischen Dörfer schufen unverzüglich eine neue Gemeindeverwaltung nach französischem Vorbild und beantragten bei der Pariser Nationalversammlung die Aufnahme in die Französische Republik. Schon am 14. Februar 1793 entsprach die Nationalversammlung dem Gesuch und erklärte die freiheitsliebenden Dörfer zu französischem Staatsgebiet. Die Zugehörigkeit zu Frankreich endete mit Napoleons endgültiger Niederlage und Abdankung 1815. Revolutionäre aus der nahegelegenen lothringischen Garnisonsstadt Bitsch (heute: Bitche) überbrachten ihren pfälzischen Gesinnungsbrüdern als Geschenk eine Guillotine, die anschließend fleißig als Hinrichtungsinstrument benutzt wurde. In Erinnerung an die blutigen Opfer kam später der Name Hackmesserseite auf.


Die Lothringer Kreuze, die man auch auf der Hackmesserseite findet, haben ihren Ursprung im Bitscherland und sind eine in Stein gehauene Allerheiligenlitanei. Es sind nicht einfach Wegekreuze, sondern Feldaltare, wie man unten an den Kreuzen sieht. Früher führten Prozessionen zu ihnen.



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