Mittwoch, 15. November 2017

Ein Exilkönig im Südwesten


Wir stoßen in der Südwestpfalz, im Nordelsaß und im Saarpfalzkreis auf seine Spuren. Die Rede ist von Stanisław Bogusław Leszczyński, polnischer Aristokrat, Magnat, Beamter im Staatsdienst, Reichsgraf im Heiligen Römischen Reich und Staatsmann. Leszczyński wurde im Verlauf des Großen Nordischen Krieges 1704−1709 sowie erneut im Machtvakuum des Polnischen Thronfolgekrieges 1733−1736, als König von Polen und Großfürst von Litauen, gewähltes Staatsoberhaupt von Polen-Litauen und ab 1736 Titularherrscher von Polen-Litauen. Gleichwohl musste er zweimal ins Exil und wurde schließlich Herzog von Lothringen.

Sein Palais in Wissembourg (Weißenburg) im Elsaß:


Vor Weißenburg hielt sich Stanislas in Zweibrücken auf.


Das Lustschloss Tschifflik (zu bulgarisch чифлик „Landgut“, aus türkisch Çiftlik, deutsch „Bauernhof“) bei Zweibrücken wurde in den Jahren 1715 und 1716 von Stanislaus I. Leszczyński, dem exilierten König von Polen und Großfürst von Litauen (1704−1709 und 1733−1736) als Sommerresidenz erbaut. Nach seinen Ideen wurde die Anlage vom schwedischen Baumeister Jonas Erikson Sundahl geplant und baulich realisiert. Tschifflik gilt als typisches Beispiel barocker Gartenarchitektur.

Am 4. Juli 1714 kam der abgesetzte Polenkönig unter dem Pseudonym Graf Kronstein in die Stadt Zweibrücken, die er als Exil wählte. Wenige Monate später folgten ihm seine Familie mit dem etwa 100 bis 150 köpfigen polnischen Hofstaat. Die Familie Leszczyński bewohnte bis zur Fertigstellung der Residenz im Jahre 1716 ein extra für sie aufwendig restauriertes Gebäude in der Oberstadt. Vermutlich wurde schon zuvor ein bereits im Jahre 1715 fertiggestellter Gebäudekomplex des neuen Wohnsitzes von den Töchtern und einem Teil des Hofstaates bezogen.

Die gesamte vom schwedischen Baumeister Jonas Erikson Sundahl geplante Schlossanlage umfasste neben dem Haupthaus, worin die Familie lebte, noch zwei Wohnhäuser für den Hofstaat sowie zwei Nutzhäuser mit Stallungen, worin Lebensmittel, Handelswaren und die Pferde untergebracht waren.

Für Gäste der Familie wurden Appartements mit einer großen Terrasse errichtet, ein umfangreiches Gartenareal mit Freilichtbühne und einer zum Teil bis heute erhaltenen Wasseranlage, die mit verschiedenen Wasserspielen ausgestattet war, stand zum Vergnügen zur Verfügung.

Stanislaus musste nach dem Tod Karls XII. im Jahre 1718 das Herzogtum verlassen und suchte Zuflucht in Weißenburg im Elsass und in Landau.

Im Jahre 1728 beauftragte Herzog Gustav Samuel Leopold den Architekten Sundahl die von Stanislaus Leszczyński nicht komplett realisierte Sommerresidenz zu vollenden, er ließ sie dann aber in den Folgejahren wieder herunterkommen.

Erst etwa zwei Jahrzehnte später wurde die Anlage durch Herzog Christian IV., der den Gartenarchitekten Johann Ludwig Petri mit der Erneuerung und Erweiterung beauftragte, wiederbelebt. Zwischen 1757 und 1769 wurde eine „Fasanerie“ im Gartenbereich eingerichtet wodurch das Areal die bis heute erhaltene Bezeichnung erhielt. Die ursprüngliche Bedeutung Tschifflik ist im Vergleich zu Fasanerie weniger bekannt.

Ein Förderer des Klosters Gräfinthal


Das Kloster Gräfinthal ist ein Olivetanerkonvent, der aus einem untergegangenen Wilhelmitenkloster entstand, sowie ein regionaler Marienwallfahrtsort. Es gehört zum Bistum Speyer und liegt in der Gemeinde Mandelbachtal im Saarland.

Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte wurde die Klosteranlage wiederholt zerstört oder beschädigt. Eine Blütezeit mit umfangreicher Bautätigkeit erlebte das Kloster Gräfinthal in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bedeutender Förderer war damals der vertriebene König von Polen und spätere Herzog von Lothringen Stanislaus Lesczynski, der von 1714 bis 1718 im Exil in Zweibrücken lebte und seine 1717 verstorbene Tochter Anna in der Klosterkirche Gräfinthal beisetzen ließ. In diese Zeit fällt auch der Wiederaufbau der Konventsgebäude (Portal mit Jahreszahl 1714) und der Klosterkirche selbst (Westportal datiert 1719), durch Jonas Erikson Sundahl (1678–1762), im Auftrag des Polenkönigs. Die Königin, Katharina Opalińska (1680–1747), bekleidete das Gnadenbild in einer feierlichen Zeremonie persönlich mit einem reich verzierten Mantel. Auch von Maria Leszczyńska (1703–1768) der zweiten Tochter des polnischen Königspaares, die ab 1725 selbst Königin von Frankreich war, werden eine besondere Zuneigung zum Kloster Gräfinthal und Besuche an der Wallfahrtsstätte überliefert.



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